Markus 8,27: Die Frage Jesu an seine Jünger – Wer sagen die Leute, daß ich sei?
„Und Jesus ging aus mit seinen Jüngern in die Märkte der Stadt Cäsarea Philippi. Und auf dem Wege fragte er seine Jünger und sprach zu ihnen: Wer sagen die Leute, daß ich sei?“ (Markus 8,27, Luther 1912).
Alttestamentliche Echos
Die Stadt Cäsarea Philippi, wo diese bedeutende Frage Jesu gestellt wird, war ein Ort mit vielschichtiger religiöser Bedeutung. Inmitten heidnischer Kulte und dem Einfluss verschiedener Gottheiten erinnert dieser Ort an die Herausforderungen Israels, ihren wahren Gott zu erkennen und von falschen Göttern abzulassen. Das Volk Israel wurde im Alten Testament immer wieder aufgefordert, Gottes Identität und Sein Wesen zu erkennen und nicht den Stimmen der umliegenden Völker zu folgen.
Die Frage Jesu spiegelt somit die prophetische Tradition wider, in der das Volk Gott immer wieder befragt wird: Wer ist der Herr? Wer ist der Retter? Diese Fragen sind tief im alttestamentlichen Glaubensverständnis verankert, wie etwa in den Psalmen und Propheten, die den Messias erwarten.
- 1. Samuel 16,7: Gott sieht das Herz, nicht das Äußere.
- Jesaja 9,6: Die Verheißung des Messias als wunderbarer Ratgeber.
- Psalm 23: Der Herr als Hirte und Begleiter.
- Jeremia 29,13: Suche nach Gott mit ganzem Herzen.
- Hesekiel 36,26-27: Gottes Geist, der neues Leben schenkt.
Neutestamentliche Erfüllung
Im Neuen Testament wird die Identität Jesu immer wieder thematisiert und offenbart. Die Frage, die Jesus stellt, fordert seine Jünger heraus, über die Meinungen der Menschen hinauszublicken. Die Antwort, die Petrus später gibt – „Du bist der Christus“ – markiert einen Wendepunkt im Evangelium und im Verständnis der Jünger über Jesus.
Jesus lädt uns ein, nicht nur auf das Urteil der Welt zu hören, sondern selbst zu erkennen, wer er ist. Diese Erkenntnis ist der Grundstein für Glauben und Nachfolge. Die Frage bleibt auch heute aktuell: Wie sehen wir Jesus? Als bloßen Lehrer, als Propheten oder als den Sohn Gottes und Erlöser?
„Wer sagen die Leute, daß ich sei?“ – Diese Frage fordert uns heraus, unsere persönliche Antwort zu finden und unser Leben darauf auszurichten.
Die Identität Jesu ist der Schlüssel zum Verständnis unseres Glaubens und unserer Beziehung zu Gott. Sie bestimmt, wie wir leben, hoffen und lieben. In einer Welt voller Meinungen und Stimmen ruft Jesus uns zur Klarheit und zum Glauben auf.
Diese Frage lädt uns ein, den Blick von der Oberfläche der Meinungen auf die Tiefe der Offenbarung Gottes zu richten. Sie fordert eine innere Entscheidung heraus, die unser Leben grundlegend verändert.
So wird die Reise nach Cäsarea Philippi zu einer Reise des Glaubens, an deren Ende die Erkenntnis steht: Jesus ist mehr als ein Lehrer oder Prophet – er ist der verheißene Messias, der Sohn Gottes.